Erfahrungen und Tipps
 
Erfahrungsbericht von Dr. Jörg Witthaut
 
das Bild zeigt den Kopfhörerverstärker, so wie er von Jörg aufgebaut wurde
 
Angefangen hat alles 2004. Ich hatte mir eine neue HiFi-Anlage zugelegt. Verstärker und Vorverstärker sind Röhrengeräte und von einem Profi zusammengebaut. Angeschlossen sind eine CD-Player, ein Leak Trough Line Stereo Tuner und ein Garrard 401-Plattenspieler Ich hatte die Röhrenverstärker damals ohne jegliches Fachwissen gekauft und mich nur auf mein Gehör verlassen. Sicher nicht verkehrt – billiger ist es aber deswegen nicht geworden.

In der folgenden Zeit habe ich dann begonnen, Literatur zum Thema „Röhren“ zu lesen. Kopfhörerverstärker werden in vielen Büchern gerne als Einstiegsprojekte vorgeschlagen. Da ich noch keinen Kopfhörerverstärker hatte, und die Lautsprecher der Anlage „wegen der lieben Kleinen“ abends nicht nutzen konnte, lag der Bau nahe.

Ich habe einen gehörigen Respekt vor den hohen Spannungen. Eine Elektronikausbildung habe ich auch nicht. Daher war das Buch „Röhren-Projekte von 6 bis 60 Volt“ von Burkhard Kainka für den Einstieg genau richtig. Ich habe einen im Buch vorgestellten Kopfhörerverstärker (Stereo-Kopfhörerverstärker mit EL84) nachgebaut. Er ist frei verdrahtet. So konnte ich mit Röhren erste und ungefährliche Erfahrungen sammeln. Für Fragen hatte Herr Kainka ein offenes Ohr. Auch der Gehäusebau war ein spannendes Thema – was meiner Meinung nach in den Röhrenbüchern zu kurz kommt. Ein befreundeter Schreiner hat mir da oft auf die Sprünge geholfen.

Projekt I war ein echtes Bastelprojekt – ist aber immer noch im Einsatz. Ich benutze den Verstärker beim Testen meiner weiteren „Fingerübungen“. Das Projekt I (Stereo-Kopfhörerverstärker mit EL84) machte Lust auf mehr... Spannung. Gerade daher habe ich mich dann zunächst weiter theoretisch mit den Dingen beschäftigt. Auch im Bereich des Elektronik-Grundwissens hatte ich einiges nachzuholen. Gelesen habe ich viele Bücher zum Thema. Unter anderen: Röhren-NF Verstärker Praktikum von Otto Diciol, Hören mit Röhren von Friedrich Hunold, Röhrenschaltungen von Friedrich Hunold, Jogis Röhrenbude von Joachim Gittel, Radios der 50er Jahre von Eike Grund, The Audiophile’s Project Sourcebook von G. Randy Slone, High-Power Audio Amplifier Construction Manual von G. Randy Slone Kein Zweifel - ich verstehe noch längst nicht alles, was ich da lese! Immer wieder muss ich auch Dinge aus dem Grundwissen-Bereich der Elektronik nachschlagen.

Von unschätzbarem Wert ist das Internet! Als wahre Fundgrube ist Jogis Röhrenbude zu nennen. Irgendwann bin ich dann auch auf Ralf Kläs Homepage gekommen. Hier hatte Ralf ein Bauprojekt für einen Kopfhöhrerverstärker vorgestellt, dessen Schaltplan ich auch auf der Seite von Joachim Gittel gefunden habe. Mit meinen Kenntnissen schien mir das Projekt realisierbar.

Es muss so Ende 2004 / Anfang 2005 gewesen sein. Das war die Geburtsstunde von Projekt II. Im Mai 2005 war das Gerät dann fertig. Dazwischen lagen etliche E-Mails, die Ralf alle geduldig beantwortet hat. Neben Rat hat mir Ralf auch mit Tat (Herstellung der Platinen und Kleinteile) weitergeholfen. Das Resultat ist ein wirklich gut klingender Kopfhörerverstärker, der seit seiner Fertigstellung seinen Dienst ohne Ausfälle tut. Da ich beim Musikhören gerne auf dem Sofa liege, habe ich der Bequemlichkeit eine Fernbedienung für die Lautstärke eingebaut. Sonst ist der Aufbau wie bei Ralf angegeben, nur die Bassanhebung habe ich noch weggelassen. (Anmerkung von Ralf Kläs: Ich würde diese ebenfalls nicht mehr einbauen, da völlig überflüssig)

Das Gehäuse habe ich aus Frontplatten von Schaeffer AG hergestellt. Mit deren kostenlosen Frontplattendesigner habe ich für das Netzteil und den Verstärker je vier Platten entworfen. Wegen der Wärmeentwicklung im Netzteil hatte ich einen PC-Lüfter eingebaut und zunächst über einen Drehzahlregler gesteuert. Ich habe herausgefunden, dass für mein Gehäuse der Lüfter nicht wirklich notwendig ist. Ich habe daher einen Regler (Conrad-Bausatz) dazwischen gesetzt, der den Lüfter nur bei höherer Temperatur startet. Bisher ist das noch nie der Fall gewesen. Aus dem geplanten Gitter über den Röhren am Netzteil ist letztlich ein Glas geworden, dass ich mir nach Maß habe anfertigen lassen. Erst hatte ich Bedenken, dass sich die Wärme staut, aber die Löcher über den Röhren scheinen auszureichen. Das ganze erinnert mich nun an den „Schneewittchen-Sarg“ aus den 60ern ;-) Beide Gehäuse habe ich zurzeit auf je vier Metallkegeln stehen. Da sie schnell die Regale ruinieren, werde ich sie gegen Alu-Zylinder austauschen. Ob es einen Unterschied macht? … Klanglich – keine Ahnung, Familienfrieden – JA!

Inzwischen ist Projekt III (CD-Player mit Röhren-Verstärker) im Keller.

geschrieben von Dr. Jörg Witthaut im Januar 2006

Vielen Dank an Jörg für diesen ausführlichen Bericht.

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